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Dienstag, 18. März 2025

Therapie ist keine Freundschaft – Warum klare Grenzen alle schützen


Stell dir vor, du sitzt bei einem Kaffee mit einem Freund und erzählst von deinen Sorgen. Es fühlt sich gut an, gehört zu werden. Jetzt stell dir vor, du zahlst dafür – und die Person gegenüber ist kein Freund, sondern dein Therapeut. Klingt ähnlich? Ist es aber nicht. Die Unterschiede zwischen Therapie, spirituellem Heilen, Lifecoaching und einem freundschaftlichen Gespräch sind nicht nur eine Frage des Settings, sondern eine der Ethik, der Verantwortung und des Schutzes – für dich und den Menschen, der dir hilft. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum diese Abgrenzung so wichtig ist, wo Übergriffigkeit lauert und wie wir alle fairer miteinander umgehen können.

Therapie, Coaching, Heilung, Freundschaft – Was ist was?

Beginnen wir mit den Basics: 

Therapie ist eine professionelle Beziehung, oft mit einem klaren Ziel (z. B. psychische Heilung), basierend auf wissenschaftlichen Methoden und ethischen Richtlinien. 

Spirituelles Heilen bewegt sich im feinstofflichen und energetischen Bereich, ähnlich wie Reiki, und arbeitet mit Konzepten wie Lebensenergie oder innerer Balance, oft ohne standardisierte formale Ausbildung oder verbindliche Regeln. 

 

Lifecoaching fokussiert auf persönliche Ziele und pragmatische Lösungen, meist ohne tiefenpsychologischen Ansatz. 

 

Freundschaft ist eine private, gegenseitige Beziehung ohne Bezahlung oder Machtgefälle.

Klingt klar? In der Realität verschwimmen diese Grenzen oft. Ein Therapeut wird zum „Freund“, ein Coach zum „Heiler“ – und plötzlich weiß niemand mehr, wo die Linie verläuft. Das Problem? Wo Grenzen fehlen, entsteht Raum für Missverständnisse, Ungleichgewichte und manchmal sogar Übergriffigkeit.

Warum Abgrenzung zählt

Ein Therapeut, der dir Tee kocht und stundenlang zuhört, mag sich wie ein Freund anfühlen – aber er ist keiner. Warum? Weil die Beziehung nicht gleich ist. Du zahlst für eine Dienstleistung, und er trägt Verantwortung für deine psychische Gesundheit. In einer Freundschaft gibt’s kein Honorar, kein Machtgefälle, keine Schweigepflicht. Wenn diese Rollen vermischt werden, leidet die Klarheit – und damit der Schutz für beide Seiten. 

Ein Beispiel: Ein Klient erwartet von seinem Therapeuten, dass er auch außerhalb der Sitzungen erreichbar ist, „wie ein Freund“. Der Therapeut fühlt sich überfordert, sagt aber nichts, um nett zu bleiben. Ergebnis? Burnout auf der einen, Enttäuschung auf der anderen Seite. Klare Grenzen hätten das verhindert.

Übergriffigkeit und Ungleichgewicht – ein Blick auf beide Seiten

Übergriffigkeit ist kein Einbahnstraßen-Phänomen. Ja, Therapeuten können Grenzen überschreiten – etwa, wenn sie persönliche Bedürfnisse (z. B. Nähe) in die Beziehung einbringen. Aber auch Klienten können übergriffig werden, oft unbewusst: durch übermäßige Erwartungen, emotionale Abhängigkeit oder das Ignorieren von Regeln (z. B. unpünktliche Zahlungen). Beides stört das Gleichgewicht. 

Ich habe das in verschiedenen Situationen selbst erlebt. Einmal, vor einigen Monaten, reagierte ich auf einen Kommentar zu einer meiner Facebook-Stories mit einer freundlichen Sprachnachricht. Daraus entwickelte sich ein Austausch mit einer Frau, die ich seit Jahren über Social Media kenne, mit der ich aber nie direkt kommuniziert hatte. Schon früh klärte ich, dass ich eine Lebensgefährtin habe und in meiner Beziehung glücklich bin – ich mache das immer, um Missverständnisse zu vermeiden. Doch nach einigen Sprachnachrichten erhielt ich eine Nachricht, in der sie sich auf unser „nächstes Gespräch“ freute. Meine Empathie ließ mich spüren, dass ich hier sofort Klarheit schaffen musste, bevor die Situation in eine falsche Richtung geht. 

Ein anderes Mal, vor einigen Jahren, schrieb mir ein Mann nach einer spirituellen Veranstaltung, an der ich teilgenommen hatte. Er bedankte sich für die Begegnung und begann, mir regelmäßig Nachrichten zu schicken – oft mit sehr persönlichen Inhalten. Auch hier stellte ich klar, dass ich nicht in der Rolle eines engen Freundes agiere, sondern als jemand, der spirituelle Unterstützung anbietet. Dennoch schien er meine Offenheit und Herzlichkeit als Einladung zu einer engeren Beziehung zu missverstehen. 

Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, direkt und verbindlich, was bei vielen Menschen – Frauen wie Männern – den Eindruck erwecken kann, ich sei ihr Freund. Leider wird meine menschliche Nähe oft missverstanden. Solche Situationen habe ich in den vergangenen 21 Jahren seit meinem spirituellen Erwachen unzählige Male erlebt. Die Menschen spüren die bedingungslose Liebe, die ich ihnen übermittele. Doch das ist keine zwischenmenschliche Liebe. Ich empfinde diese bedingungslose Liebe gegenüber jedem, jeder Pflanze, jedem Tier – gegenüber allem Sein. 

Ich habe dies auch mit meiner Frau besprochen, die ebenfalls Therapeutin ist. Sie sagte: „Ernst, ich habe dich gewarnt. Da draußen gibt es so viele bedürftige Frauen und Männer. Du bist da zu gutmütig, aber ich wollte dir nicht den Spaß nehmen. Eine andere Frau wäre schon eifersüchtig geworden…“ 

Diese Erlebnisse zeigen, wie wichtig es ist, sich der eigenen Wirkung bewusst zu sein – besonders, wenn man in einer Rolle agiert, die Nähe und Vertrauen schafft, sei es als Therapeut, Heiler oder einfach als Mensch mit offenem Herzen. 

Und dann ist da noch die Frage der Fairness. Therapeuten investieren Zeit, Ausbildung und Energie – das verdient Respekt. Klienten wiederum legen ihre Verletzlichkeit in fremde Hände – das verdient Schutz. Wenn diese Balance kippt, wird’s unfair. Ein Therapeut, der sich als „Retter“ aufspielt, nutzt die Abhängigkeit aus. Ein Klient, der die Beziehung als Freundschaft missversteht, überfordert den Therapeuten. Beides ist vermeidbar – durch klare Kommunikation und Bewusstsein.

Wie schaffen wir Klarheit? 

Für Therapeuten: Sei transparent über deine Rolle. Sag Nein, wenn’s nötig ist. Deine Freundlichkeit darf nicht auf Kosten deiner Grenzen gehen. 

 

Für Klienten: Frag dich: Was erwarte ich wirklich? Respektiere die Beziehung als das, was sie ist – eine professionelle Partnerschaft, kein All-inclusive-Paket. 

 

Für alle: Sprecht über Erwartungen. Macht die unsichtbaren Linien sichtbar.


Fazit:

Therapie ist kein Ersatz für Freundschaft, kein spirituelles Allheilmittel und kein Motivationskick à la Coaching. Sie ist eine eigene Welt mit eigenen Regeln – und genau das macht sie so wertvoll. Indem wir Grenzen ziehen, schützen wir nicht nur uns selbst, sondern auch die Menschen, mit denen wir arbeiten. Klarheit ist kein Luxus, sondern ein Geschenk. Für dich. Für mich. Für uns alle.

© 2025 - Ernst Koch - www.spirituallifecoach.de - Arkanum Solution Publishing Ltd., London - Erste Veröffentlichung am 18. März 2025 auf https://reiki-spiritualhealer-ernstkoch.blogspot.com/2025/03/therapie-ist-keine-freundschaft-warum.html

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