Stell dir vor, du sitzt bei
einem Kaffee mit einem Freund und erzählst von deinen Sorgen. Es fühlt sich gut
an, gehört zu werden. Jetzt stell dir vor, du zahlst dafür – und die Person
gegenüber ist kein Freund, sondern dein Therapeut. Klingt ähnlich? Ist es aber
nicht. Die Unterschiede zwischen Therapie, spirituellem Heilen, Lifecoaching
und einem freundschaftlichen Gespräch sind nicht nur eine Frage des Settings, sondern
eine der Ethik, der Verantwortung und des Schutzes – für dich und den Menschen,
der dir hilft. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum diese Abgrenzung so
wichtig ist, wo Übergriffigkeit lauert und wie wir alle fairer miteinander
umgehen können.
Therapie, Coaching, Heilung,
Freundschaft – Was ist was?
Beginnen wir mit den
Basics:
Therapie ist eine professionelle Beziehung, oft mit einem klaren Ziel (z. B. psychische Heilung), basierend auf wissenschaftlichen Methoden und ethischen Richtlinien.
Spirituelles Heilen bewegt
sich im feinstofflichen und energetischen Bereich, ähnlich wie Reiki, und
arbeitet mit Konzepten wie Lebensenergie oder innerer Balance, oft ohne
standardisierte formale Ausbildung oder verbindliche Regeln.
Lifecoaching fokussiert auf
persönliche Ziele und pragmatische Lösungen, meist ohne tiefenpsychologischen
Ansatz.
Freundschaft ist eine
private, gegenseitige Beziehung ohne Bezahlung oder Machtgefälle.
Klingt klar? In der Realität
verschwimmen diese Grenzen oft. Ein Therapeut wird zum „Freund“, ein Coach zum
„Heiler“ – und plötzlich weiß niemand mehr, wo die Linie verläuft. Das Problem?
Wo Grenzen fehlen, entsteht Raum für Missverständnisse, Ungleichgewichte und
manchmal sogar Übergriffigkeit.
Warum Abgrenzung zählt
Ein Therapeut, der dir Tee
kocht und stundenlang zuhört, mag sich wie ein Freund anfühlen – aber er ist
keiner. Warum? Weil die Beziehung nicht gleich ist. Du zahlst für eine
Dienstleistung, und er trägt Verantwortung für deine psychische Gesundheit. In
einer Freundschaft gibt’s kein Honorar, kein Machtgefälle, keine
Schweigepflicht. Wenn diese Rollen vermischt werden, leidet die Klarheit – und
damit der Schutz für beide Seiten.
Ein Beispiel: Ein Klient
erwartet von seinem Therapeuten, dass er auch außerhalb der Sitzungen
erreichbar ist, „wie ein Freund“. Der Therapeut fühlt sich überfordert, sagt
aber nichts, um nett zu bleiben. Ergebnis? Burnout auf der einen, Enttäuschung
auf der anderen Seite. Klare Grenzen hätten das verhindert.
Übergriffigkeit und Ungleichgewicht
– ein Blick auf beide Seiten
Übergriffigkeit ist kein
Einbahnstraßen-Phänomen. Ja, Therapeuten können Grenzen überschreiten – etwa,
wenn sie persönliche Bedürfnisse (z. B. Nähe) in die Beziehung einbringen. Aber
auch Klienten können übergriffig werden, oft unbewusst: durch übermäßige
Erwartungen, emotionale Abhängigkeit oder das Ignorieren von Regeln (z. B.
unpünktliche Zahlungen). Beides stört das Gleichgewicht.
Ich habe das in
verschiedenen Situationen selbst erlebt. Einmal, vor einigen Monaten, reagierte
ich auf einen Kommentar zu einer meiner Facebook-Stories mit einer freundlichen
Sprachnachricht. Daraus entwickelte sich ein Austausch mit einer Frau, die ich
seit Jahren über Social Media kenne, mit der ich aber nie direkt kommuniziert
hatte. Schon früh klärte ich, dass ich eine Lebensgefährtin habe und in meiner
Beziehung glücklich bin – ich mache das immer, um Missverständnisse zu
vermeiden. Doch nach einigen Sprachnachrichten erhielt ich eine Nachricht, in
der sie sich auf unser „nächstes Gespräch“ freute. Meine Empathie ließ mich
spüren, dass ich hier sofort Klarheit schaffen musste, bevor die Situation in
eine falsche Richtung geht.
Ein anderes Mal, vor einigen
Jahren, schrieb mir ein Mann nach einer spirituellen Veranstaltung, an der ich
teilgenommen hatte. Er bedankte sich für die Begegnung und begann, mir
regelmäßig Nachrichten zu schicken – oft mit sehr persönlichen Inhalten. Auch
hier stellte ich klar, dass ich nicht in der Rolle eines engen Freundes agiere,
sondern als jemand, der spirituelle Unterstützung anbietet. Dennoch schien er
meine Offenheit und Herzlichkeit als Einladung zu einer engeren Beziehung zu
missverstehen.
Ich bin ein sehr kommunikativer
Mensch, direkt und verbindlich, was bei vielen Menschen – Frauen wie Männern –
den Eindruck erwecken kann, ich sei ihr Freund. Leider wird meine menschliche
Nähe oft missverstanden. Solche Situationen habe ich in den vergangenen 21
Jahren seit meinem spirituellen Erwachen unzählige Male erlebt. Die Menschen
spüren die bedingungslose Liebe, die ich ihnen übermittele. Doch das ist keine
zwischenmenschliche Liebe. Ich empfinde diese bedingungslose Liebe gegenüber
jedem, jeder Pflanze, jedem Tier – gegenüber allem Sein.
Ich habe dies auch mit
meiner Frau besprochen, die ebenfalls Therapeutin ist. Sie sagte: „Ernst, ich
habe dich gewarnt. Da draußen gibt es so viele bedürftige Frauen und Männer. Du
bist da zu gutmütig, aber ich wollte dir nicht den Spaß nehmen. Eine andere
Frau wäre schon eifersüchtig geworden…“
Diese Erlebnisse zeigen, wie
wichtig es ist, sich der eigenen Wirkung bewusst zu sein – besonders, wenn man
in einer Rolle agiert, die Nähe und Vertrauen schafft, sei es als Therapeut,
Heiler oder einfach als Mensch mit offenem Herzen.
Und dann ist da noch die
Frage der Fairness. Therapeuten investieren Zeit, Ausbildung und Energie – das
verdient Respekt. Klienten wiederum legen ihre Verletzlichkeit in fremde Hände
– das verdient Schutz. Wenn diese Balance kippt, wird’s unfair. Ein Therapeut,
der sich als „Retter“ aufspielt, nutzt die Abhängigkeit aus. Ein Klient, der
die Beziehung als Freundschaft missversteht, überfordert den Therapeuten.
Beides ist vermeidbar – durch klare Kommunikation und Bewusstsein.
Wie schaffen wir
Klarheit?
Für Therapeuten: Sei
transparent über deine Rolle. Sag Nein, wenn’s nötig ist. Deine Freundlichkeit
darf nicht auf Kosten deiner Grenzen gehen.
Für Klienten: Frag dich: Was
erwarte ich wirklich? Respektiere die Beziehung als das, was sie ist – eine
professionelle Partnerschaft, kein All-inclusive-Paket.
Für alle: Sprecht über
Erwartungen. Macht die unsichtbaren Linien sichtbar.
Fazit:
Therapie ist kein Ersatz für
Freundschaft, kein spirituelles Allheilmittel und kein Motivationskick à la
Coaching. Sie ist eine eigene Welt mit eigenen Regeln – und genau das macht sie
so wertvoll. Indem wir Grenzen ziehen, schützen wir nicht nur uns selbst,
sondern auch die Menschen, mit denen wir arbeiten. Klarheit ist kein Luxus,
sondern ein Geschenk. Für dich. Für mich. Für uns alle.
© 2025 - Ernst Koch - www.spirituallifecoach.de - Arkanum Solution Publishing Ltd., London - Erste Veröffentlichung am 18. März 2025 auf https://reiki-spiritualhealer-ernstkoch.blogspot.com/2025/03/therapie-ist-keine-freundschaft-warum.html
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