Die meisten Menschen suchen die Bestätigung ihrer selbst durch andere. Sie tun alles Mögliche, um wahrgenommen, geschätzt und bewundert zu werden.
Wie eine Freundin oft sagt: „Hallo! Hier bin ich! Hab mich doch lieb!“
Diese Suche nach externer Anerkennung ist ein natürlicher Teil des Menschseins und der persönlichen Entwicklung. Doch sie kann zur Falle werden: Solange wir auf die Bestätigung anderer angewiesen sind, verbiegen wir uns, tun Dinge, die wir nicht mögen, nur um geliebt zu werden.
Vor über 30 Jahren teilte mir ein Berater während einer
Lean-Management-Schulung eine Weisheit mit, die mich bis heute begleitet:
„Ernst, wenn du nicht mehr geliebt werden willst, wird das Leben extrem
einfach.“ Diese Worte öffnen die Tür zu einer Frage: Wie können wir uns von der
Abhängigkeit externer Bestätigung befreien und ein authentischeres Leben
führen? In diesem Artikel betrachten wir das Thema aus verschiedenen
Perspektiven: der antiken Philosophie, der Tiefenpsychologie, der Spiritualität
und der persönlichen Entwicklung, ergänzt durch die Bedeutung von Mutter- und
Vaterliebe sowie die Auswirkungen einer Scheidung auf die Entwicklung von
Kindern.
Herostratos und der Ruf nach
Ruhm
Ein extremes Beispiel für
das Streben nach Aufmerksamkeit findet sich in der Geschichte des antiken
Griechenlands. Im Jahr 356 v. Chr. zündete ein Mann namens Herostratos den
Tempel der Artemis in Ephesus an, eines der sieben Weltwunder der Antike. Sein
Motiv war weder religiös noch politisch – er wollte lediglich Ruhm erlangen.
Herostratos war bereit, ein Heiligtum zu zerstören, nur damit sein Name in die
Geschichte eingeht. Diese Tat, bekannt als „herostratischer Ruhm“, zeigt die
zerstörerische Kraft des Verlangens nach externer Anerkennung. Doch schon
damals gab es Denker, die vor solchen Impulsen warnten und Wege zur inneren
Freiheit aufzeigten.
Antike Philosophie:
Selbsterkenntnis statt fremder Anerkennung
Die antiken griechischen
Philosophen erkannten die Gefahren des Strebens nach äußerer Bestätigung und
betonten die Bedeutung der Selbsterkenntnis. Sokrates prägte den Leitsatz:
„Erkenne dich selbst.“ Diese Inschrift am Tempel von Delphi war eine
Aufforderung, das eigene Innere zu erforschen und sich nicht von der Meinung
anderer definieren zu lassen. Für Sokrates lag wahre Weisheit darin, die eigene
Unwissenheit anzuerkennen und sich selbst zu hinterfragen.
Die Stoiker vertieften diese
Idee. Epiktet lehrte: „Es gibt nur einen Weg zum Glück, und der bedeutet,
aufzuhören mit den Gedanken um Dinge, die jenseits der Grenzen unseres Einflussvermögens
liegen.“ Für die Stoiker war inneres Glück nicht von der Anerkennung anderer
abhängig, sondern von Tugend und Selbstbeherrschung. Sie rieten, sich auf das
zu konzentrieren, was wir kontrollieren können – unsere Gedanken und Handlungen
–, und die Meinungen anderer loszulassen.
Tiefenpsychologie: Die
Maske, der Schatten und die Rolle der Eltern
Aus der Perspektive der
Tiefenpsychologie bietet Carl Jung eine Erklärung, warum wir so oft nach
externer Bestätigung streben. Er beschrieb die Persona als die Maske, die wir
der Welt zeigen, oft um Anerkennung zu gewinnen。 Diese Maske kann zur Falle werden, wenn wir uns zu sehr
mit ihr identifizieren. Gleichzeitig verdrängen wir den Schatten, die
verborgenen Teile unseres Selbst, aus Angst vor Ablehnung. Jung sah den Weg zur
Individuation – zur vollen Entfaltung des Selbst – darin, diese beiden Aspekte
zu integrieren. Wahre Selbstverwirklichung entsteht, wenn wir die Maske ablegen
und den Schatten annehmen, anstatt uns von äußerer Zustimmung abhängig zu
machen.
Die Grundlage für diese
Selbstakzeptanz wird früh im Leben gelegt, durch die Liebe der Eltern. Die
Mutterliebe ist oft die erste und primäre Quelle der Geborgenheit. Sie
vermittelt Urvertrauen, das Fundament für die Fähigkeit, Bindungen einzugehen
und sich selbst zu lieben. Die Mutter ist in den ersten Lebensjahren die
Hauptbezugsperson, die durch Nähe, Wärme und Fürsorge Sicherheit bietet. Diese
Liebe ist entscheidend für die emotionale Stabilität von Kindern, unabhängig
vom Geschlecht.
Die Vaterliebe tritt als
erste externe Bezugsperson neben der Mutter hinzu und ist besonders für die
weitere Entwicklung von großer Bedeutung. Vor über 20 Jahren las ich ein Buch
eines Psychologen, vermutlich Vaterliebe von Dr. Victor Chu (Klett-Cotta, 2016,
möglicherweise in einer früheren Auflage) oder Arbeiten von Ronald Rohner, die
diese Rolle betonten. Chu beschreibt die Vaterliebe als einzigartig:
„Vaterliebe ist etwas Unverwechselbares. [...] Der Blick aus den Augen des
Vaters dringt tief in unsere Seele hinein. In ihm fühlen wir uns gespiegelt.“
Für Jungen bietet die Vaterliebe ein männliches Vorbild, an dem sie sich
orientieren können, während Mädchen durch die Liebe und Wertschätzung des
Vaters ein starkes Selbstwertgefühl und Vertrauen in ihre Weiblichkeit entwickeln.
Ronald Rohner zeigte in seiner Forschung (1975 und 2012), dass Vaterliebe unter
Umständen einen größeren Einfluss auf die Charakterentwicklung haben kann als
Mutterliebe, da väterliche Zurückweisung Ängste und Unsicherheit auslöst. Für
Mädchen ist die Wertschätzung des Vaters entscheidend, um ein positives
Selbstbild und gesunde Beziehungen aufzubauen, frei von dem Drang, sich durch
äußere Bestätigung zu definieren.
Die Auswirkungen einer
Scheidung auf Kinder
Ein traumatisches Erlebnis
wie die Scheidung der Eltern kann die Entwicklung von Kindern stark
beeinflussen, insbesondere ihr Urvertrauen, ihre Bindungsfähigkeit und ihr
Bedürfnis nach externer Bestätigung. Kinder fühlen sich nach einer Scheidung
oft schuldig und glauben, sie seien der Grund für die Trennung. Besonders wenn
der Vater das Zuhause verlässt, interpretieren Kinder dies häufig als
persönliche Ablehnung: „Papa liebt mich nicht mehr, weil er gegangen ist.“
Studien zeigen, dass etwa 25–50 % der Kinder nach einer Scheidung Schuldgefühle
entwickeln, obwohl sie rational wissen, dass sie nicht verantwortlich sind.
Diese Gefühle können das Selbstwertgefühl untergraben und das Urvertrauen – das
Vertrauen in die Stabilität und Liebe der Bezugspersonen – erschüttern.
Die Auswirkungen einer
Scheidung variieren je nach Alter, Geschlecht und den Umständen der Trennung:
- Urvertrauen: Wenn die Trennung
konfliktbeladen ist oder der Kontakt zu einem Elternteil abbricht, kann
das Urvertrauen geschwächt werden. Kinder beginnen, die Welt als unsicher
wahrzunehmen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, sich selbst und anderen
zu vertrauen.
- Bindungsfähigkeit: Kinder aus
Scheidungsfamilien entwickeln häufiger unsichere Bindungsstile, wie
vermeidende oder ambivalente Bindungen. Dies kann dazu führen, dass sie in
Beziehungen entweder übermäßig nach Bestätigung suchen oder sich emotional
distanzieren.
- Innere Haltung: Schuldgefühle und das
Gefühl, nicht geliebt zu sein, können zu einer negativen Selbstwahrnehmung
führen. Besonders Jungen leiden unter dem Fehlen eines männlichen
Vorbilds, während Mädchen Schwierigkeiten haben können, ein gesundes
Selbstbild als Frau zu entwickeln.
- Persönliche Entwicklung: Eine Scheidung
kann die Entwicklung verzögern, da Kinder emotional mit der Verarbeitung
des Verlusts beschäftigt sind. Sie neigen dazu, sich stärker an externe
Bestätigung zu klammern, um die Lücke der elterlichen Liebe zu füllen.
Dennoch ist die Qualität der
Beziehung nach der Scheidung entscheidend. Wenn Eltern weiterhin liebevoll und
präsent bleiben und Konflikte vor den Kindern vermeiden, können die negativen
Auswirkungen minimiert werden. Kinder, die trotz einer Scheidung die Liebe
beider Eltern spüren, entwickeln oft ein starkes Selbstwertgefühl und sind
weniger abhängig von externer Anerkennung.
Spiritualität: Loslassen als
Weg zur Freiheit
Spirituelle Traditionen
bieten Wege, die Wunden von Traumata wie einer Scheidung zu heilen. Im
Buddhismus wird das Streben nach externer Bestätigung als Anhaften betrachtet,
das Leiden verursacht. Der Buddha lehrte, dass wahre Freiheit durch das
Loslassen dieser Anhaftungen entsteht – einschließlich des Bedürfnisses, von
anderen geliebt zu werden. Meditation und Achtsamkeit helfen, den Fokus nach
innen zu lenken und Frieden im eigenen Sein zu finden. Für Kinder, die eine
Scheidung erleben, kann Achtsamkeit helfen, Schuldgefühle loszulassen und
Selbstakzeptanz zu fördern.
Persönliche Entwicklung:
Authentizität durch Selbstliebe
Wie verändert sich die
persönliche Entwicklung, wenn wir nicht mehr auf Lob, Aufmerksamkeit oder Liebe
anderer angewiesen sind? Die Antwort liegt in der Authentizität. Mutter- und
Vaterliebe legen das Fundament: Die Mutter vermittelt Geborgenheit und
Urvertrauen, der Vater Anerkennung und Identität. Für Mädchen stärkt die Wertschätzung
des Vaters das Selbstbewusstsein, während Jungen durch den Vater ein Modell für
differenzierte Männlichkeit erhalten. Eine Scheidung kann dieses Fundament
erschüttern, doch durch bewusste Selbstreflexion und Heilung können Kinder und
Erwachsene lernen, sich selbst die Liebe zu geben, die sie suchen. Dies
beschleunigt die persönliche Entwicklung, da die Energie, die zuvor in die
Suche nach Anerkennung floss, in die Selbstverwirklichung investiert wird. Der
Satz meines Beraters – „Wenn du nicht mehr geliebt werden willst, wird das
Leben extrem einfach“ – beschreibt diese Freiheit: ein Leben, das von innerer
Stärke und Selbstvertrauen getragen wird.
Praktisch bedeutet das:
- Selbstreflexion: Sich fragen, welche
Handlungen den eigenen Wünschen entspringen und welche nur dem Wunsch nach
Anerkennung dienen.
- Grenzen setzen: Nein zu Dingen sagen,
die man nur aus Pflichtgefühl oder Angst vor Ablehnung tut.
- Innere Stärken fördern: Zeit in
Aktivitäten investieren, die einem selbst Freude und Sinn geben.
- Elternliebe stärken: Eltern sollten
Kindern – besonders nach einer Scheidung – durch Präsenz und Liebe
Sicherheit geben, um Schuldgefühle und Unsicherheiten zu vermeiden.
Fazit: Ein Leben in Freiheit
Die Suche nach Bestätigung
durch andere ist ein natürlicher Impuls, doch sie kann uns in einem Kreislauf
aus Selbstverleugnung und Abhängigkeit gefangen halten. Herostratos zeigte, wie
zerstörerisch dieser Drang sein kann. Die Weisheit der antiken Philosophen, die
Einsichten der Tiefenpsychologie – einschließlich der Bedeutung von Mutter- und
Vaterliebe –, spirituelle Lehren und die Prinzipien der persönlichen
Entwicklung bieten einen Ausweg. Eine Scheidung kann das Urvertrauen und die
Bindungsfähigkeit von Kindern erschüttern, doch durch liebevolle Präsenz der Eltern
und bewusste Selbstreflexion können diese Wunden heilen. Indem wir uns auf
Selbsterkenntnis, innere Tugend und Authentizität konzentrieren, sprengen wir
die Fesseln der äußeren Anerkennung und führen ein freieres, erfüllteres Leben.
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© - 2025 - Ernst Koch - www.spirituallifecoach.de - Arkanum Solution Publishing Ltd. - Erste Veröffentlichung am 22.05.2025 auf https://reiki-spiritualhealer-ernstkoch.blogspot.com/2025/05/die-suche-nach-bestatigung-von.html