Vor
zwei Tagen erhielt ich überraschend einen WhatsApp-Video-Anruf von einem
langjährigen Freund. Georg ist inzwischen 85 Jahre jung, und wir kennen uns
seit über 40 Jahren. Er lebt schon viele Jahre allein und ruft mich hin und
wieder an — meist ohne festen Anlass, einfach, um ein wenig zu plaudern. Doch
dieses Mal spürte ich sofort, dass es mehr war als nur ein freundlicher Anruf.
Seine Stimme war leiser, seine Augen suchten etwas, das sich nicht in Worte
fassen ließ: menschliche Nähe, ein offenes Ohr, ein bisschen Mitgefühl.
Eigentlich
war ich gerade beschäftigt, vertieft in mein eBook "Pfad der Heilung von
Körper, Geist und Seele". Aber in dem Moment war das alles nicht mehr
wichtig. Ich ließ alles liegen und widmete Georg meine volle Aufmerksamkeit.
Manchmal sind es genau diese Momente, in denen wir erkennen, dass unsere Zeit
und unsere Energie am wertvollsten sind, wenn wir sie verschenken.
Während
unseres Gesprächs kam Georg plötzlich auf seine neue Freundin zu sprechen. Es
erfüllte mich mit Freude, zu hören, dass er in seinem Alter noch einmal eine
liebenswerte Frau gefunden hatte, die gerne Zeit mit ihm verbringt. Seine Augen
leuchteten, und für einen Moment schien er wieder ein junger Mann zu sein,
verliebt und voller Hoffnung. "Wir sind sogar intim..." sagte er
verschmitzt. Ich musste schmunzeln und lenkte das Gespräch behutsam in eine
andere Richtung.
Dann
sprach er von seiner Exfrau — oder besser gesagt, von seiner wesentlich
jüngeren Ehefrau, die sich vor Jahren von ihm getrennt hatte. Die Vergangenheit
schien für einen Moment schwer auf ihm zu lasten. Doch was ihn besonders
bewegte, war die Nachricht, dass der neue Lebensgefährte seiner Exfrau — gerade
einmal 51 Jahre alt — plötzlich und unerwartet verstorben war. "Stell dir
vor," sagte er leise, "er war so jung..." Ich hörte ihm einfach
nur zu, stellte ein paar Fragen, nickte zustimmend und ließ ihn reden. Manchmal
ist es nicht das, was wir sagen, das zählt, sondern unsere stille Präsenz.
Nach
einer Stunde spürte ich, dass sein Redebedarf gestillt war. Seine Stimme klang
leichter, seine Miene entspannter. Während des Gesprächs hatte ich ihm
unauffällig eine sanfte spirituelle Reinigung und Energieübertragung geschickt
— kleine, unsichtbare Wellen von Motivation, Freude und Hoffnung. Ich wusste,
dass er diese Energie in den kommenden Tagen noch fühlen würde.
Als
unser Gespräch endete, blieb ich einen Moment still und dachte nach. Ich
stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich in 20 Jahren derjenige wäre, der einen
jüngeren Menschen anruft, um ein wenig menschliche Nähe, ein offenes Ohr und
etwas Mitgefühl zu suchen. Die Zeit vergeht, aber unser Bedürfnis nach
Verständnis, Liebe und Verbindung bleibt.
Wir
alle brauchen mehr Mitgefühl und Aufmerksamkeit. Es kostet uns so wenig, und
doch bedeutet es so viel. Manchmal genügt es, einen Moment innezuhalten,
jemanden anzusehen und wirklich zuzuhören. Ein paar Worte können wie eine
Umarmung wirken — eine Erinnerung daran, dass wir nicht allein sind.
Als
ich Georg verabschiedete, spürte ich eine tiefe Dankbarkeit in meinem
Herz-Chakra — seine Seele hatte diese Aufmerksamkeit aufgenommen, und ich
wusste, dass unser Gespräch ihm Auftrieb geben würde. Mit einem Lächeln und ein
paar ermutigenden Worten wünschte ich ihm von Herzen alles Gute.
In meinem Inneren klang ein Zitat von Leo Tolstoi nach: "Man muss daran glauben, dass Glück möglich ist, um glücklich zu sein." Und manchmal beginnt dieses Glück mit einem einfachen Anruf.